WIR TRAUERN
Seine Bühnenpräsenz war beeindruckend: Wenn Horst die Bühne betrat, bekam das Geschehen auf ihr eine veränderte Gravitation: die Aufmerksamkeit wanderte zu ihm. Aus "kleinen" Rollen machte er große: mit präziser und klarer Sprache, subtilen, kleinen Pausen, sorgfältig einstudierter Mimik, bewussten Blickwechseln und -kontakten, Körperpräsenz. Horst verstand es, Bühnenfiguren so lebendig werden zu lassen, dass er hinter ihnen verschwand – und dann wieder doch nicht, denn welche Rolle er auch spielte, jugendlichen Partydandy oder alte Garderobiere, Baron oder Trunkenbold: unmittelbar eindrucksvoll und zugleich unverwechselbar: HORST.
Jede Rolle, die Horst in diesen über dreißig Jahren im Theater Nordstadt spielte, "passte" zu ihm, weil er mit ihr quasi diskutierte, um ihr – und sich – auf die Schliche zu kommen, immer ein wenig verschmitzt, offen für andere Perspektiven, neugierig auf die nächste Herausforderung: vielfältig interessiert an den aktuellen Diskursen, nicht nur den ästhetischen.
Auf Horst war Verlass,- in menschlicher wie kollegialer Hinsicht; hinsichtlich seiner Textgenauigkeit nicht immer,- da verließ er sich auch gerne mal auf die Improvisationskunst seiner Mitspielerinnen und Mitspieler.
Nun hat Horst uns verlassen,- für immer.
Wir trauern um einen Freund und liebgewonnenen Gefährten auf unseren Wegen in und außerhalb des Theater Nordstadt.