BIOGRAFIE: EIN SPIEL

MAX FRISCH

Ist Ihnen nicht wohl?“ Das fragt Kürmann gleich zu Beginn des Stückes seine spätere Ehefrau Antoinette. Eigentlich sollte man lieber Kürmann fortwährend diese Frage stellen – oder besser er sich selbst. Denn wohl fühlt er sich gar nicht. Nicht mit seiner Professur – ausgerechnet er, der sich selbst nicht versteht, ist ein berühmter Verhaltensforscher. Nicht mit seinen Frauen. Mit seinem gesamten Leben nicht. Und nun erhält er doch tatsächlich aus dem Nichts die Möglichkeit, einmal gemachte Lebensentscheidungen zu revidieren. Doch seine früher getroffenen Entscheidungen zu ändern, ist im echten Leben nicht so einfach wie im Brettspiel des Lebens. Welche will man rückgängig machen? Für welche nachträglichen Änderungen kann man die notwendige Kraft aufbringen? Und welche Eingriffe in die Biografie bewirken überhaupt etwas, ändern den Lebensweg entscheidend? „Ich gehe jetzt“, beginnt Antoinette lapidar und schließt ebenso. Das sollte Kürmann vielleicht auch tun.

Das sagt die Presse

 

"Das von Max Frisch als Komödie bezeichnete Stück greift ein spannendes Thema auf: die Möglichkeit oder Unmöglichkeit des Menschen, anhand seiner Biografie seine Identität zu verändern. Im Mittelpunkt stehen die Zufälligkeit von Ereignissen und die Möglichkeit ihrer Variation. Dieser „Dramaturgie des Zufalls“ gemäß zeigt das Ensemble ein vor den Augen des Publikums entstehendes „Spiel im Spiel“. Wie kann man verschiedene Biografie-Varianten auf der Bühne durchprobieren. Eine theatrale Versuchsanordnung von Jörg Timmermann.  

(…)Die Zeit- und die Erinnerungsebene Kürmanns wechselt sprunghaft, so dass man, aus der vermeintlichen Sicherheit einer Chronologie herausgerissen, selbst zu zweifeln beginnt, was die Konstruierbarkeit der eigenen Erinnerungen deutlich macht. An weiteren Schlüsselmomenten aus dem Leben des Zeitreisenden wird mit klug gewählten theatralen Mitteln, sinnvollen Liedern und schön gesetzten, bildhaften Metaphern weiter durchexerziert, was angesichts der ersten Szene schon angedeutet wurde: Kürmann entscheidet sich in allen Szenen wieder genau so, wie er es „damals“ getan hat (…) Die beachtliche Herausforderung von Frisch‘s komplexem Stück hat das Kollektiv Theater Nordstadt formschön und schauspielerisch versiert gemeistert. Chapeaux!"

 

Stadtkind, 30.03.2015 - "Hauskritik" von Anke Wittkopp

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